Wieder keine Punkte

von Daniel Horisberger (Kommentare: 0)

Bereits vor Anpfiff wurde am Samstag ein eigener Spieler von den heimischen Fans lautstark gefeiert. Verteidiger Jonas Rüegg lief nämlich bereits zum 100. Mal in blau-weiss auf – in der heutigen, schnelllebigen Fussballwelt fast schon eine Seltenheit. Der robuste Innenverteidiger ist ein stets sicherer Wert in der Tuggner Defensive – welche wohl auch gegen YF Juventus einiges zu tun haben würde. Tuggen erwischte dann den bestmöglichen Start in die Partie, denn nach nur 30 Sekunden hatte Stossstürmer Jakup Jakupov bereits den Führungstreffer auf dem Fuss. Ob es die Startnervosität oder die aktuell vorhandene Ladehemmung war - vorweg blieb es beim 0:0, Tuggen behielt in der Startphase immerhin die Vorteile auf seiner Seite. Nach zehn Minuten führte ein Fehler in der eigenen Defensive zu einem Ballverlust – und Ex-Tuggner Al Abbadie düpierte Keeper Merkas aus rund 20 Metern mit einem Lupfer. So sehenswert das Tor war, so gross war das Selbstverschulden, denn YF hatte bisher noch nicht viel fürs Spiel gemacht. Tuggen blieb aber bemüht und zeigte sich bald wieder offensiv, wenn auch nicht im gegnerischen Strafraum, sondern in erster Linie drum herum. Auf den ersten Blick wurde die Affiche den grossen Erwartungen gerecht, die Zuschauer kamen immer wieder in den Genuss von hochstehendem Fussball. Offensivspektakel suchte man aber vergebens. Die nächste Grosschance ging wieder auf das Konto der Zürcher, als Kapitän Hasani nach rund 20 Minuten alleine vor Merkas zum Abschluss kam – ersterer reagierte aber glänzend und verhinderte Schlimmeres. Bis zur Pause blieb es ein offener, aber verhaltener Schlagabtausch zwischen den beiden Teams mit Aufstiegsambitionen. Es galt auf beiden Seiten: Qualität vor Quantität – ruhiges, besonnenes Aufbauspiel vor wilden und riskanten Offensivaktionen.

In der zweiten Halbzeit hatte Tuggen leichte Vorteile im Mittelfeld, allerdings stand die Previtali-Elf weiterhin vor denselben Problemen, wie in den letzten Spielen. Die Durchschlagskraft ist zu wenig, man kontrolliert das Mittelfeld, ohne in die gefährlichen Abschlusspositionen zu kommen. Zudem waren Flanken oft zu unpräzise, segelten über Freund und Feind hinweg oder waren einfache Beute für den Zürcher Schlussmann Mateo Matic. Den Ex-GC-Profi konnte man mit harmlosen Schüssen aus der zweiten Reihe kaum beeindrucken, es war ein gemächlicher Nachmittag für den Keeper. Nicht, dass die Gäste aus Zürich ihrerseits noch viel geboten hätten. Dass es keine weiteren Tore mehr gab, verwunderte niemanden, denn beide Equipen konnten kaum für Gefahr vor dem gegnerischen Tor sorgen. Tatsächlich hatte Tuggen die grösste und einzig richtige Torchance nach 30 Sekunden, was sinnbildlich dafür steht, wie das Spiel verlief. Damit blieb es beim knappen 0:1, und Tuggen muss sich zum zweiten Mal in Folge knapp geschlagen geben. Wiederholt steht man mit null Punkten da, obwohl man nicht die schlechtere Mannschaft war – ein Unentschieden wäre das gerechte Ergebnis gewesen.

Der Jubilar Jonas Rüegg hätte nach der Partie wohl gerne ein positiveres Fazit gezogen: «Das Gegentor ist eine unglückliche Aktion. Aber wir hatten 90 Minuten Zeit, ein Tor zu schiessen und haben keines geschossen. Deshalb gehen wir heute als Verlierer vom Platz.» Wo im Einzelnen die Gründe zu verorten sind, wieso es aktuell im Spiel nach vorne nicht gelingen will, war auch für Rüegg schwierig einzuordnen: «Wir spielen zu wenig schnell vor dem Tor, spielen keine Doppelpässe, sondern suchen vielleicht zu viel das eins gegen eins. Das ist schade, weil wir vorne eigentlich in Überzahl wären.» So habe der Gegner Zeit, sich wieder zu organisieren und hinten drin zu stehen. Wenn man dann nicht versuche, in den Abschluss zu gehen, stehe man nach dem Spiel halt ohne Torschüsse da. Die Enttäuschung über die knappe Niederlage trübte wohl auch die Freude über das Jubiläum ein wenig: «Ich bin einfach froh, darf ich auf dem Platz stehen. Dass es hundert Spiele sind ist schön, aber davon kann ich mir nichts kaufen. Natürlich hätte ich heute gerne gewonnen, aber es ist immer eine Mannschaftsleistung. Egal ob es das 100. oder 120. Spiel ist – wir wollen immer gewinnen.» Letzteres ist gut so – denn der Previtali-Elf steht mit Wettswil-Bonstetten in Wochenfrist schon der nächste Brocken gegenüber. Es bleibt also nicht viel Zeit, das Leistungstief zu korrigieren – es geht definitiv in die entscheidende Phase der Meisterschaft.

Telegramm:

Tuggen – YF Juventus 0:1 (0:1)

Stadion Linthstrasse, 422 Zuschauer, SR: Tobias Wyss

Tore: 10. Al Abbadie 0:1.

Tuggen: Merkas; Herlea (80. Suter), Rüegg, Loue; Morina (80. Kriz), Erbinel (80. Quintas), Teixeira, Keller; Jakupov (90+5 Vasic), Rodrigues (70. Vukasinovic), La Rocca.

YF Juventus: Matic; Laski, Bunjaku, Hasani; Mallo, Janett (84. Arghandewall), Al Abbadie (67. Bunjaku), Duong; Chagas, Kubli, Avdijaj (77. Zwahlen).

Bemerkung: Tuggen ohne Shala, Rüegg A., Merlo, Meier J., Degen und Bärtsch. YF Juventus ohne Baumann, Toko, Da Silva, Yao, Sow Sow, Kissling, Kamber, Sele, Göppel, Gutierrez und Heini.

Verwarnungen: 6. Al Abbadie (Foul), 49. Mallo (Foul), 59. Loue (Reklamieren).

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