Ein versöhnlicher Jahresabschluss
von Daniel Horisberger (Kommentare: 0)

In der beissend kalten Novemberluft betraten die beiden Teams am Mittwochabend den tiefen Platz. Die Schneefälle der vergangenen Woche hatten dem Grün an der Linthstrasse sichtlich zugesetzt – das Derby versprach aber trotzdem eine spannende Affiche. In beiden Kadern gab es einige Abwesende zu beklagen, entsprechend wichtig würde die Kräfteeinteilung werden. Der Start ins Spiel verlief aus Tuggner Sicht optimal denn nach nur acht Minuten entwische Dardan Morina rechts aussen, dribbelte sich bis in den Strafraum und schob aus spitzem Winkel kalt zum 1:0 ein. Der frühe Rückstand schien für die Gäste ein Weckruf zu sein, folgte doch ein munterer, wenn auch qualitativ nicht sonderlich hochstehender Schlagabtausch. Dieser gipfelte vorerst im zweiten Führungstreffer Tuggens: Rodrigues liess sich die Chance vom Elfmeterpunkt nicht nehmen und versenkte den Penalty nach rund 30 Minuten souverän.
So sicher das Spiel vor der Pause noch in Tuggens Händen schien, so schnell wechselte sich der Charakter der Partie nach der Pause. Nur zwei Minuten brauchte Freienbachs Marcon, ehe er Torhüter Rüegg eiskalt erwischte und zum Anschlusstreffer einnetzte. Nun überschlugen sich die Ereignisse regelrecht – ganz so, wie man es sich von einem Derby wünscht. Nach 50 Minuten kam Tuggen zum zweiten Foulelfmeter – diesmal siegte im Duell Rodrigues gegen Keeper Yanz allerdings Letzterer, es blieb beim knappen 2:1. Bereits der nächste Angriff Tuggens bescherte dann aber wieder Zählbares. La Rocca, von Keranovic mit einem Flachpass traumhaft in Szene gesetzt, erzielte das 3:1 aus kurzer Distanz. Immer wieder überzeugte La Rocca mit seiner Schnelligkeit und tollen Ballbehandlung – er war Tuggens Offensivmotor in der zweiten Halbzeit. Wiederum blieben die Höfner aber ihre Antwort nicht schuldig, und erzielten kurz später den Anschlusstreffer durch Stähli. Die Partie war nun nicht nur offener, sie war einem Derby endlich würdig. Es blieb zwar dabei, dass keine fussballerische Feinkost präsentiert wurde, dennoch boten die Mannschaften beste Unterhaltung. Mit Fortschreiten der Spielzeit wurde die Stimmung langsam auch gehässiger, die Fouls etwas rüder, Gelbe Karten mehrten sich. Freienbach versuchte immer wieder, Tuggen auszukontern, blieb allerdings oftmals an der sortierten Abwehr des Heimteams – allen voran José Meier rettete immer wieder in letzter Sekunde – oder am mehrfach glänzend reagierenden Keeper Alexis Rüegg hängen. Nachdem Freienbachs Marcon in der Nachspielzeit aufgrund eines rüden Fouls an Tuggens Caine Keller vom Platz gestellt wurde, wurde es für die Gäste in Unterzahl schwieriger, zu guten Chancen zu kommen. Tuggen brachte den knappen Vorsprung damit über die Zeit und darf sich zum Jahresabschluss über den Derbysieg freuen. «In erster Linie freuen wir uns über den Sieg, es gibt Genugtuung. Meine Spieler haben alles gegeben, wir hatten ein kleines Kader, deshalb überwiegt die Freude. Wir hätten aber auch einige Sache besser machen können», so Ivan Previtali nach der Partie. Man habe die erste Halbzeit kontrolliert, im zweiten Durchgang aber etwas nachgelassen, Freienbach sei aufgekommen und selber habe man nachgelassen, so Tuggens Trainer. «Freienbach hat im zweiten Durchgang mehr gemacht und es verdient, nochmals ranzukommen, deshalb war das Spiel bis am Schluss auf Messers Schneide», analysiert er. Spannt man den Bogen über die ganze Hinrunde, steht das Spiel auch etwas sinnbildlich: «Es gab in diesem Spiel ein Auf und Ab, uns hat – wie in der ganzen Hinrunde – die Konstanz etwas gefehlt. Wir konnten die erste gute Halbzeit nicht bestätigen.» Er sei mit der Hinrunde seiner Truppe grundsätzlich zufrieden, man habe einige Ausfälle verkraften müssen und hätte natürlich auch das eine oder andere Spiel mehr gewinnen können. Angesprochen darauf, wie wichtig es nun sei, vom Fussball abschalten zu können, findet Previtali klare Worte: «Ich will nie abschalten, von mir aus könnte es immer weitergehen. Wetterbedingt ist es aber fast nicht mehr machbar. Es geht aber am 6. Januar schon weiter, lang ist die Pause also nicht. Aber es ist schön, auch etwas Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, die unter dem Jahr zu kurz kommen.» Lächelnd fügte Previtali noch an, wenn es nach ihm alleine ginge, könnte man aber auch das ganze Jahr durch spielen. Wie auch immer die Saison für Tuggen weitergeht, an Ivan Previtalis Motivation wird es nicht mangeln – auch nicht, wenn es im Februar, bei wahrscheinlich nicht viel besserem Wetter, wieder weitergeht.
Telegramm:
Tuggen - Freienbach, 3:2 (2:0)
Linthstrasse, 312 Zuschauer, SR: Patrick Rogalla
Tore: 8. Morina 1:0, 32. Rodrigues 2:0 (Penalty), 47. Marcon 2:1, 53. La Rocca 3:1, 61. Stähli 3:2.
Tuggen: Rüegg; Mallo, Meier J., Loue (73. Jaggy), Keller; Shala, Keranovic, Teixeira J.; Morina, Rodrigues (87. Jakupov), La Rocca (79. Meier Y.).
Freienbach: Yanz; Stumpo (74. Streckhardt), Rohrbach, Gönitzer, Bleisch (87.Heini); Gentile (63. Mendy), Straub, Stähli (87. Gavric), Marcon, Sabino (87. Gonzenbach), Teixeira C.
Bemerkung: Tuggen ohne Bärtsch, Degen, Titaro, Merlo (alle verletzt) sowie Rüegg und Kriz (abwesend). Freienbach ohne Festic, Catari, Mesto, Nsanzineza, Boakye, Oberholzer, Maggio.
Verwarnungen: 51. Straub (Reklamieren), 62. Stumpo (Unsportlichkeit), 73. Morina (Reklamieren), 82. Keller (Foul), 87. Streckhardt (Foul). Ausschluss: 93. Marcon (Foul).